Boomer - Der erste Mensch
der Spätmoderne
Der Mensch der Spätmoderne
beginnt sich mit der Generation der Boomer erstmals
in seiner vollen Entfaltung zu zeigen.
Er ist ins Leben gestellt mit der vollen Bürde,
sich selbst finden zu müssen, wenn nicht gar, sich selbst zu
kreieren.
Was vorhergehenden Generationen
nie in den Sinn gekommen wäre.
Für den Boomer gibt es keine Blaupause mehr, die ihm einen
Lebensweg vorzeichnet.
Vorsehbare Lebensläufe werden immer unwahrscheinlicher,
man sollte Karriere machen!
Dazu muss man sich permanent
selbst befragen:
"Was bin ich, was kann ich, was soll ich tun?"
Die Hilfestellung, die man reicht lautet sei einfach authentisch:
"Sei Du selbst!"
Was wie die Formel zur absoluten
Freiheit klingt,
ist nichts weniger als die Aufgabe seines Lebens!
Der Boomer ist viel beschäftigt
und das sehr oft mit sich selbst:
Er muss sich selbst von der Wiege bis zur Bahre unablässig
bespiegeln, um herauszufinden,
was er mag,
wie er aussieht,
welchen Glauben er verfolgt,
wie er auf andere wirkt,
welche Werte er für gut befindet,
wie er konsumiert,
wie er lebt,
ja - selbst in der Lebensphase des "Ruhestandes"
muss er zu Protokoll geben, was er jetzt tun will!
Und dabei ist die ihm begegnende Welt nicht immer unbedingt entgegenkommend
und uneingeschränkt verfügbar, sondern nicht selten in
alten Weltbildern verhaftet,
repressiv und gleichgültig.
Einfach zu "leben"
ist in der Spätmoderne jedenfalls keine Option.
Das Leben ist nicht mehr selbsterklärend:
Wenn Rollenbilder zwar noch stark nachwirken,
so taugen sie für dei Generation der Boomer nicht mehr;
und das lastet oft bis zur Erschöpfung auf ihm.
Es ist nicht zu erwarten,
dass diese Entwicklung ihr Ende schon erreicht hat.
Was mit den Boomern begann, hat weiterhin Steigerung erfahren
und erst bei heutigen Generationen seinen temporären Höhepunkt
erreicht.
Junge Menschen heute sehen sich beispielsweise aufgefordert,
sich selbst darüber klar zu werden,
welche geschlechtliche Orientierung sie präferieren.
Der Mensch der Spätmoderne
hat sich selbst zu seiner größten Aufgabe erklärt.
Und "Sei Du selbst!"
ist dabei nichts als das Deckmäntelchen der Steigerungsmoderne.
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